2KBABY


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Er trägt sein Geburtsjahr im Namen, sein wichtigstes Werkzeug auf der Zunge: 2KBABY nutzt seine Stimme, ein bewegliches, schimmerndes, mit jedem Tag weiter reifendes Instrument, angetrieben von Herzblut und Soul, um Geschichten von der Straße zu erzählen. Es sind inspirierende Anekdoten, gespickt mit Botschaften der Hoffnung. Mit seiner Debüt-EP Pregame Rituals hat der Sänger und Rapper aus Louisville im Sommer 2020 schon sehr viele Menschen hellhörig gemacht; seine unverkennbare Handschrift - eine Mixtur aus hochfliegenden Hooks, optimistischem Storytelling und satten Instrumentals - machte ihn im Handumdrehen zu einem der größten Newcomer. Wenn man sich jedoch das neue Material hört, merkt man auch, dass die besagte EP nur ein Vorläufer war, eine Art Prolog, denn der 20-Jährige fängt jetzt erst richtig an

Das Fundament für seine jüngsten Erfolge legte 2K genau genommen schon mit dem Track ´Old Streets´, der ihm inzwischen sogar erstes US-Gold beschert hat (und nach wie vor immer größere Kreise zieht). Ursprünglich bloß ein Instagram-Snippet, explodierte der Videoclip schließlich im Netz, die Viewzahlen waren nach wenigen Stunden vierstellig, dann ging´s exponentiell weiter, als erste Channels (von DJ Akademiks bis Say Cheese) die Sache multiplizierten und ´Old Streets´ schließlich auch zum TikTok-Hit wurde. Produziert von seinem Bruder Busta Keys, handelt ´Old Streets´ von Loyalität und Durchhaltevermögen - wichtige Themen für den 20-Jährigen. Auch den Schmerz in 2Ks Stimme hört man deutlich, wenn er jene Dinge anspricht, die ihn prägen sollten: Kalte Winter und ähnlich kalte Abendessen, den Bund mit seinem Bruder und den Jungs vom Block, schließlich der einsame Weg nach oben. Die vielen Emotionen, die allein in diesem einen Track anklingen, dürfen jetzt schon als sein Markenzeichen gelten, weil es 2KBABY genau darum geht: ´Meine Musik soll wie eine Therapie wirken, sie soll einen wieder auf die Beine bringen, einem Energie geben - oder einen auch mal zum Weinen bringen, ganz egal.´ Und während jene ´Old Streets´, wie der Name schon sagt, seine Herkunft markieren, streift er diese Blaupause nun teilweise ab und geht noch weiter, richtet den Blick aufs globale Geschehen: Auch Genregrenzen spielen in seinem Ansatz keine Rolle mehr, damit er sich wirklich entfalten, wirklich seinen Weg gehen kann.

Man darf nicht vergessen, dass sein Leben anfangs in eine ganz andere Richtung ging: Geboren in Kentucky im Jahr 2000, wuchs 2K ohne Vaterfigur auf, weshalb er sich nicht nur an seinen Geschwistern orientierte, sondern auch an den Freunden und Hustlern, denen man vor der Haustür so begegnete. Durch sie kam er jedoch immerhin mit dem Midwest-Rap der letzten 10 Jahre in Kontakt, dem Sound von Legenden wie G Herbo und Pablo Skywalkin. Erst als er mit 14 dabei zusehen musste, wie sein bester Freund in Knast landete, wurde aus dem bloßen Liebäugeln mit der Musik ein konkreter Plan: ´Eigentlich habe ich nur angefangen zu rappen, weil ich damit ´Free my n***a´ sagen wollte´, erinnert er sich. Schon seine ersten Tracks von 2015 machten ordentlich die Runde, dabei klangen die Sachen noch ganz anders als der hochfliegende Pop/R&B-Sound, den man dieser Tage mit seinem Namen verbindet. Bei letzterem landete er durch eine Art Eingebung, wie eine Offenbarung, als er gerade unterwegs war von Louisville nach Atlanta. Er war damals 17, saß ganz allein im Auto, und weil er kein Radio hatte, um die Fahrt erträglicher zu machen, sang er einfach selbst, experimentierte mit Freestyle-Texten, während sein Fuß das Gaspedal drückte. ´We got 30´s, you know they dirty!´ Was dann passierte, sollte ihn umhauen: ´Meine Stimme überschlug sich und plötzlich kam ich eine Oktave höher´, erinnert er sich.

So entstand auch seine erste gesungene Single ´Dirty 30´s´, was zugleich der Startschuss für alles Weitere war: Er arbeitete weiter an seiner Stimme, schraubte den Auto-Tune-Faktor gleich wieder zurück und klang schon bald deutlich reifer und beweglicher am Mikrofon. Dann richtete er den Blick auf die ´Old Streets´: Er postete die Idee eigentlich nur als Teaser für ein anderes Musikvideo, ohne großen Plan dahinter, und den Rest hatten wir ja schon. Nachdem das Stück auch bei Roger Gengo, dem Gründer von Masked Records, auf dem Tisch gelandet war, unterzeichnete 2K seinen Deal mit dem Warner-Unterlabel, wo im Frühjahr 2020 die EP Pregame Rituals erschien. 10 Tracks, die klar zu den innovativsten Hip-Hop-Releases des Jahres zählten, weil der 20-Jährige in Sachen Hooks und Beats noch mal einen draufgelegt hatte. Auch vollkommen neue Sounds brachte er auf der EP ins Spiel: Eine Harfe war da beispielsweise zu hören, ein krasser Kontrast zu anderen Tracks, die eher wie ein Neon-Feuerwerk wirkten. Gekrönt war dieses erste EP-Statement mit einem Gastauftritt von einem seiner persönlichen Helden: G Herbo.

Auch die letzten (Pandemie-)Monate konnten seine Evolution nicht aufhalten: Mit dem Track ´MAD´ knüpfte er Ende 2020 an ´Old Streets´ an, wobei er die extrem ehrlichen Lyrics über einem wiederum ganz anderen Fundament ausbreitete: Klavier, Trap-Beats und Effekte, die fast schon in Richtung EDM gehen, kamen hier zusammen. Im dazugehörigen Video trat 2KBABY in einer postapokalyptischen Welt auf, die eher an Mad Max erinnerte. ´Ich will unbedingt mehr so leinwandgroße, so filmische Sachen machen´, kommentierte er.

Die Leinwand passt zu ihm, weil seine Geschichten so viel Raum brauchen, sein Wesen so einnehmend ist. Und obwohl 2K immer noch ganz am Anfang seines Wegs steht, wirkt es schon jetzt falsch, ihn nur als ´Rapper´ zu sehen. Bester Beweis war zuletzt The 2K STIMULUS, sein musikalisches Konjunkturpaket vom Januar, wobei die zwei Songs vor allem deutlich machten, wie schnell seine Palette weiter wächst: ´Rounds´ - üppig und liebeskrank, ein R&B-Soundtrack, wie gemacht für eine einsame, nächtliche Autofahrt, wobei der Track auch im Stripclub funktionieren dürfte - und ´2kizzy Flow´: Ein Banger mit Gitarrensound, in dem es wieder einmal ums Durchhalten geht.

Wobei man, wie gesagt, nicht vergessen darf: All das ist immer noch der Anfang. Als Nächstes steht eine bahnbrechende Produktion mit Marshmello an, ebenfalls mit Gitarreneinschlag. Nachdem er bisher mit jedem Release die Erwartungen zugleich übertroffen und über den Haufen geworfen hat, sind seine Ziele insgesamt so abgesteckt, dass Genrebegriffe dabei keine Rolle mehr spielen. ´Ich will einfach nur Pop-Shit machen´, sagt er dazu, typisch Klartext, wobei der Sound selbst gar nicht mehr so einfach zu greifen ist. ´Ich hab´s gar nicht auf die Clubs abgesehen. Ich mache Musik, die ich mir als Filmsoundtracks wünschen würde. Musik, die für ausverkaufte Stadien sorgt. Globale Musik, die jede*n erreichen kann, die auf ganz unterschiedlichen Ebenen funktioniert.´

So tickt 2KBABY. Musik kommt ihm in Offenbarungen. Und genauso trifft sie auch uns.